Mittwoch, 29. September 2021

Exen

"Ich bin nicht länger Dein sicherer Hafen,
den Du nur dann zu schätzen weißt, 
wenn die See stürmisch ist."
 
Vor wenigen Tagen, gab es einen Moment in dem ich eine kleine Geschichte erzählte, die meine Eltern in ein sehr schönes Licht rückte. Sie haben in meiner Abwesenheit eine Kleinigkeit für mich gemacht, die mir meine Rückkehr in die Heimat vereinfacht hat. Zu dieser Geschichte, gehörte auch einer meiner Ex-Freunde, wenn auch nur in einem einzigen Satz. Fakt ist: bei dieser Geschichte ging es um meine Eltern und ihre nette Geste. Solche Momente gibt es öfter Mal. Ich lasse den Teil mit meinem Ex-Partner dann natürlich nciht aus, weil die Geschichte dann meisten weniger Sinn macht bzw. Fragen aufwirft, die einfach nicht gestellt werden müssten, wenn ich diesen einen Satz dazu noch los werde. Zunächst mal ist es ja nicht meine Schuld, dass ich die meiste Zeit meines Lebens vergeben war (how dare you? wie konnte ich mich nur immer wieder auf's Neue verlieben und Partnerschaften eingehen?! Gibt's doch wohl nicht!) Und zweitens sehe ich den Sinn dahinter gar nicht etwas mit Absicht zu verschweigen, wenn es doch da war und Teil der Geschichte ist.
Der Kommentar, der mich in besagtem Moment getriggert hat war: "Sie spricht viel von ihren Ex-Freunden!" Entschuldige mal! Es ist ja jetzt nciht so, als gäbe es kein anderes Thema für mich. Aber sie waren ja nunmal da. Und ich werde mir sicher nicht die Mühe machen und vor'm Mund aufmachen nochmal fix darüber nachdenken aus wie vielen "wirs" ich stattdessen "ichs" machen muss, damit ja niemand auf die Idee kommt, dass ich das eigentlich mit einem meiner Verflossenen unternommen hab. So weit kommt's noch, dass ich mir diese Mühe für die mache. Und ja, das wäre meine Erachtens nach sehr viel mehr Lob (weil Aufwand) als sie einfach mal kurz in meiner Erzählung auftauchen zu lassen. Was mich aber am meisten stört, bzw. was ich mich bei solchen (melodisch ganz eindeutig negativ konnotierten Äußerungen) frage, ist: Wieso stört es die anderen?

Es sind doch die Menschen, mit denen ich einen nich unerheblichen Teil meiner Lebenszeit verbracht hab. Die Menschen, mit oder wegen denen ich sowohl meine schönsten Stunden als auch meine schlimmsten Nächte verbracht habe. Es sind die Menschen, die mich geprägt haben und die mich zu großen Teilen zu der Person gemacht haben, die heute hier für Euch schreibt. Klar, sie alle haben irgendwo an einer oder mehreren Stellen (die vermutlich wichtig waren) auf ganzer Linie gnadenlos versagt… aber dennoch haben sie alle ihre Daseinsberechtigung in meiner Geschichte. Sie sind ein Teil von mir. Ein Teil der mich besser, schlauer und stärker gemacht hat… Teilweise eben auch durch ihr Verschwinden aus meinem Sichtfeld. Wieso also totschweigen, dass es sie gab? Wieso ihre Namen vergessen und gute Geschichten unerzählt lassen, wenn sie doch nunmal passiert sind? Nur weil sie mit ihnen passiert sind? Den Exen? Nur weil sie aus der Vergangenheit stammen? Deswegen sind die Geschichten nich schlecht - genauso wenig wie die meiste Zeit mit ihnen. Klar, ich weiß immer woran die gescheiterten Beziehungen letztlich gescheitert sind, aber trotzdem ist es doch nicht falsch sich gerne an die guten Dinge (auch mit Ex-Partnern!) zu erinnern und davon zu erzählen, wenn einem was aus dieser Zeit einfällt oder etwa doch? 
Natürlich erzählt man nicht von der Nacht seines Lebens wenn die Schwiegermama in spe. daneben sitzt, aber wieso nicht von dem leckeren Eisladen erzählen in dem man vor 5 Jahren zusammen mit dem Damaligen DIE Sorte überhaupt entdeckt hat, wenn man doch genau weiß dass die Zuhörer sowieso fragen, wie man denn an diesen Laden geraten ist? Wenn man doch weiß dass man bei der Erklärung eh den letzten Stecher erwähnen muss? Also lieber gleich die ganze Geschichte! Ich bin eh immer für Vollständigkeit. Ist doch meine Geschichte!
Damit kommen viele wie ich festgestellt habe nich klar. „Sie redet viel über ihre Ex-Freunde“… Wenn ihr wüsstest wie oft ich mir auf die Zunge beiße. Aber meine besten Zeiten waren nunmal mit Menschen, die heute nicht mehr Teil meines Lebens sind - das hat Gründe, natürlich, aber vor diesen waren die Zeiten gut und teilenswert. Ich war nunmal nie lange alleine - auch wenn ich das gut kann.
Vielleicht "challenge" ich mich mal selbst und werde ab 01. Oktober kein Wort über irgendeinen Verflossenen verlieren… und dann mach ich mir Striche, wie oft ich tatsächlich die Klappe halten musste und wie oft die Zuhörer mich dann doch danach gefragt haben (was ich natürlich vorher gewusst und deswegen erwartet habe).
Ich finde das ist eine gute Idee. So kann ich mich selbst prüfen, den tatsächlichen Aufwand einordnen und obendrein feststellen ob es überhaupt jemandem auffällt, dass ich eben keinen Ex-Freund mehr erwähne. Ich weiß ja nicht wie das bei anderen Menschen so ist, aber ich kann mich an besondere Ereignisse, Urlaube und Co, eben besser erinnern, wenn sie mit den Menschen verknüpft sind, mit denen ich sie erlebt habe. Die mir am nähesten stehenden sind da numal die Männer in meinem Leben gewesen - und von denen weiß ich ja wenigstens die Jahre, in denen sie ihr Leben mit mir geteilt haben... Na dann, ich bin gespannt.
Challenge exceptet!
 

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