Sonntag, 14. März 2021

Zwischen Krebs und AIDS

Das is wie wählen zwischen Krebs und Aids!
Nein Danke, das ist als wären wir alleine im Dunkeln und hätten keine Lampe
Kein Licht, keine Führung, keine Orientierung, nichts. 
[Kool Savas]
 
 
Ich hab vor ein paar Wochen bzw. ca. 2 Monaten was geträumt! Das klingt jetz total trivial, aber der Tatsache geschuldet, dass ich äußerst selten etwas träume, ist das schon was Besonderes. Es ging mal wieder um dieses elende Thema "Kinder". Nicht, dass ich persönlich damit nicht längst durch wäre, aber mein Unterbewusstsein schien mir wohl nochmal verdeutlichen zu wollen, dass meine Entscheidung DAGEGEN komplett richtig war. Ich hab nämlich geträumt ich sei schwanger. (Uff..!) Da meine Periode immer sehr unregemäßig auftritt, kann es schon mal passieren, dass ich 2 Wochen drüber bin. Als ich damals nach Irland abgehauen bin, waren es sage und schreibe 22 Tage! In meinem Traum hab ich tatsächlich nicht darauf geachtet, wie viele Tage ich wirklich drüber war und dann wurde mir klar, dass es doch schon recht lang war und ich hab einen Test gemacht. Der Test war positiv, ich bin zum Gynäkologen gedüst und dann kam die Bestätigung... BAM.
An dieser Stelle ein kurzer Schwenk in die Realität. Vor einem Monat ca. hab ich eine Verhärtung in meiner Brust entdeckt. Ich taste mich immer ganz vorbildlich in recht kurzen Abständen ab und war wenn auch nur kurzzeitig etwas geschockt, dass da so urplötzlich dieses Ding in mir auftgetaucht ist. Als ich dann beim Gyn auf der Pritsche lag und das Ultraschalgerät sich auf die Suche nach dem unerwünschten Gnubbel machte, hatte ich tatsächlich für einen kurzen Moment Angst. "Was, wenn es tatsächlich Krebs ist?" war die Frage, die für den Bruchteil einer Sekunde in meinem Kopf aufflammte. "Dann krieg' ich das auch irgendwie hin. Ich bin schließlich nicht das klassische Opfer!" Damit war das Thema für mich gegessen. Kurzer Moment der Unsicherheit, weil man eben selbst nicht wissen kann was kommt, aber damit war es das dann auch. Die "Angst" verschwand so schnell, wie sie sich zu Wort gemeldet hatte.
Zurück zum Traum! Als der Gyn (übrigens ein Mann, der mir direkt total freudestrahlend und übertrieben überschwänglich gratulierte) mir bestätigte, dass da ein kleiner Parasit in mir heran wächst, hab ich nur noch verschwommen sein breites Lächeln gesehen und wie er genickt und mir die Hand geschüttelt hat... aber zuhören, hab ich ihm nicht mehr können, nachdem er mir - wenn auch mit anderen Worten - mitteilte, dass ich die 12. Woche breits überschritten hätte (als wäre ich tatsächlich so dämlich es wirklich soweit kommen zu lassen!). In diesem Moment in dem seitens des Arztes der Satz "Glückwunsch! Sie bekommen ein Baby!" fiel, hörte ich nur noch eine Mischung aus Tinitus und sowas wie Meeresrauschen. Aber kein sinnlich schönes Rauschen, an das man denkt, wenn man bei Sonnenaufgang am Strand spazieren geht und die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut spührt. Es war eher ein tobendes, unheilbringendes, Gischt aufschäumendes Tosen, dass einem sagt, dass man besser die Beine in die Hand nimmt und so schnell es geht zurück zum Hotel rennt, bevor die Springflut einen erst rücksichtslos von den Beinen und dann komplett mit sich und aus dem Leben reißt, das bis eben noch so unbeschwert und schön war. Kurzum: Nach diesem Satz brach die Welt samt Himmel über mir zusammen.
Ich verspürte in meinem Traum nicht nur Angst. Ich hatte Panik. Nicht weil ich Angst hatte das Kind nicht geschauket zu kriegen (ha ha Wortwitz), sondern weil es in meinen Augen tatsächlich das Schlimmste ist, was mir passieren kann. Lieber Brustkrebs, ganz ehrlich. Viele mögen das jetzt nicht verstehen, weil es ja das allumfassende Glück ist ein Kind zu gebären (kotz-würg), aber diesen scheiß Mutterinstinkt haben heutzutage nunmal nicht mehr alle Frauen. Ich brauche kein heulendes, sich bis zum Hals vollscheißendes, ohne mich völlig hilf- und wehrloses kleines Fleischbündel, dass mir mit jedem seiner Atemzüge klar macht, dass MEIN LEBEN jetzt ein für alle Mal, endgültig und unwderruflich vorbei ist. Ich hatte in meinem Traum keine Panik-Attacke - und ich weiß verdammt gut wie sich eine anfühlt! Ich bin rechtzeitig aufgewacht um mich selbst aus meinen eigenen verwirrten Gedanken des Traums an rettende Ufer Wachzustand zu flüchten. Aber auch als ich wach war, wurde mir beinahe schon schmerzlich bewusst, dass das wirklich die totale Katastrophe für mich wäre.
Vor ein paar Monaten habe ich noch gedacht, wenn mir sowas wirklich passieren sollte (was sehr unwahrscheinlich ist weil ich die 12. Woche nicht überschreiten und mir so, die Wahl eine Atreibung vornehmen zu lassen, nicht selbst nehmen würde) würde ich es wahrscheinlich genauso wie jede andere Mutter lieb haben, wenn es erstmal da ist. Ich dachte auch daran, dass 10-15% der Frauen in Deutschland unter einer postpartalen Depression leiden und ihr Kind zunächst nicht lieben können. Da ich zum Abi schon mal kurz vor einer Depression stand und auch Panik-Attacken bereits einige Jahre meines Leben säumten, wäre vielleicht auch das ein mögliches Szenario das mich erwarten könnte. Beides sind Optionen, die, wenn auch mit etwas ins Land gegangener Zeit dafür stünden, dass ich am Ende doch eine von vielen bin. Eine Frau, die entgegen ihres eigenen Vorhabens ein Kind auf die Welt gebracht hat und es letzenendes doch mehr vergöttert als alles andere. So meine Gedanken vor einigen Monaten. Wobei ich dazu sagen muss, dass letzteres eher meine ausschweifenden und für den Fall möglichen Gedanken jetzt gerade sind, einfach weil ich weitergeführt habe, was ich vor einigen Monaten wohl gedacht hätte... 
Heute bin ich fest davon überzeugt, dass es bei keiner postpartalen Depression bleiben würde. Ich hab keine Angst davor, dass ich mein hypothetisches Kind nicht lieben würde (allein schon, weil ich es nicht soweit kommen lassen würde, halloho!?) aber ich glaube es gibt auch genug Mütter, die einfach keine Mutterliebe empfinden. Und zwar nicht nur wenige Wochen nach der Geburt - sondern grundsätzlich - es spricht nur niemand darüber. Wir haben in der heutigen Zeit immer noch TaBu-Themen obwohl seit Jahren groß die Meinungsfreiheit und nicht zu vergessen die Emanzipation gehyped wird. Solang wir Frauen immer noch Kinder kriegen "müssen", gibt's in der Gesellschaft n Scheiß an Emanzipation. Und ganz ehrlich: Wer will bitte das Kind einer Mutter sein, die es nicht liebt?! Niemand will das! Niemand will dieses Kind sein, dass ständig nach der Bedürfnisbefriedigung der bedingungslosen Liebe der Mutter geifert und sie dann doch nicht kriegt. Und erst recht will niemand diese Mutter sein, weil sie genau weiß was sie "falsch macht", dass sie irgendwie "falsch ist" und dass das auch für Ihr Kind noch lange nach dem Erwachsenwerden schwere Folgen für Psyche und eigenes späteres Handeln haben wird. Niemand will so etwas. 
Und ich? Ich will kein Kind! Geschweigedenn Kinder. Auch nur neben einem Kindergarten zu wohnen, nur in derselben Straße wäre wie ein Himmelfahrtskomamndo für mich. Es mag zeitweise gehen, aber auf Dauer wüsste ich, es wäre Selbstmord, weil es mich in den Wahnsinn treiben würde. Die Hypersensibilität (die tatsächlich an manchen - ruhigen - Tagen gar nicht so furchtbar ist) wäre absolut inkompatibel mit der Geräuschkulisse, die mich stundenweise erwarten würde. Ja, manche fragen sich jetzt sicher: Wieso sollte das so sein, wenn Du den ganzen Tag auf Arbeit bist (denn ja, ich harze nicht vor mich hin und schlauermeier nur selbstgefällig in der Weltgeschichte rum, ich leiste auch was!) ABER da bin ich eben nicht! Ich arbeite von Zuhause aus, weil ich Marketing mache und dementsprechend viel in den Sozialen Medien unterwegs bin.
Ich will auch (ich denke jetzt ans Baby-Jahr oder später auch an Kleinkinder) nicht meinen Tag damit verschwenden sinnlose "Gespräche" (ja, fette Anführungszeichen!) darüber zu führen, wie es in der Kita war oder was es (richtig, ich meine das Kind...) gegessen oder alles so Schönes "erlebt" hat. Wenn wir mal ehrlich sind, wissen wir doch alle dass die Aussagen eines 2-3 Jährigens nur in einem zuverlässig sind. Darin unzuverlässig zu sein. Ob es tatsächlich an dem Tag Nudeln gab, an dem das Balg das sagt, ist zweifelsohne sehr fragwürdig, weil denen so viele wirre Gedanken durch die Quarkbirnen schießen, die sie einfach (auch ungefragt) immer dann rausposaunen (in einer Lautstärke und Frequenz die irgendwie immer und grundsätzich unangenehm sind) wenn sie ihnen gerade in den Sinn kommen. Und überhaupt: Ich möchte nicht ständig dieses Kindergequatsche ertragen müssen. Ich möchte sinnvolle Gespräche mit erwachsenen Menschen, auf intellektuell annähernd der selben Höhe und über Themen führen, die mich selbst auch tatsächlich interessieren. Klar, muss es nicht immer hochtrabend sein, (das geht auch gar nicht) aber ob die Hosenscheißer heute draußen Fangen oder Verstecken gespielt haben oder doch drinnen gehockt und sich mit den Fingern und der Ergründung ihrers Naseninnerens begnügt haben... interessiert mich nun wirklich nicht die Bohne. Und was noch viel wichtiger ist: Ich möchte auch nicht ein Jahrzehnt lang so tun als ob das anders wäre. Ich bin ein guter Schauspieler keine Frage, aber Menschen (und seien sie noch so klein) ein Bild von einem selbst zu vermitteln, vom dem es gesund (und einfach besser für sie und ihre Zukunft) wäre es zu haben, ist anstrengend.
Und ich will auch nicht mit Kindern "spielen". Mag ja sein, dass diese Bezeichnung für die Kinder sogar zutreffend ist und sie dabei meistens auch noch irgendwas lernen oder ihre Fähigkeiten schulen oder sowas, aber nicht mit mir. Ja okay, je schneller die das lernen und zu "richtigen" Menschen werden, desto besser! Denn umso besser kann ich sie ertragen, diese keinen Schädlinge und Quälgeister. Aber für mich als erwachsenen Menschen, mit hohem Anspruch an mich selbst, meinen Gesprächspartner, den Intellekt und meinen Zeitvertreib, ist es schlichtweg Zeitverschwendung mit Lego, Autos, Treckern, Playmobil, Barbie oder Knete zu spielen. Ich beschäftige mich mit Musik & Instrumenten, mit Worten, Büchern und dem Schreiben selbst. Ich will mich bewegen und Sport machen - nicht nur für mein Wohlbefinden und meine körperliche Fitness, sondern auch für meine mentale Stärke, denn die brauche ich nun mal, je nach dem mit einer wie hohen Dosis Blagen ich täglich konfrontiert werde.

Tja, die heutige Headline ist das erste was mir nach meinem Traum, von dem ich berichten wollte, eingefallen ist. Nicht weil ich tatsächlich die Wahl hätte... ein Kind kriegen und es nicht lieben oder ein Kind kriegen und trotzdem kein eigenes Leben mehr zu haben. Nee nee, ich werde kinderlos (was in toleranteren Ländern wie Großbritanien übrigens mittlerweile "kinderfrei" heißt) bleiben und mein Leben genießen - genauso wie ich es mir vorstelle!
 
PUNKT.

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