Freitag, 4. Januar 2019

Über (fehlende) Deckung und hinterlassene Spuren

I'd like to say I'm okay.
But I'm not.
[M. Schulte]
 

Vor einer halben Ewigkeit schon, hat meine Freundin Sarah mir einen Film empfohen. Als ich den Titel hörte, wurde ich zunächst einmal stutzig, aber sie stieg geich mit den Worten ein, dass ich mich davon nicht beeindrucken lassen soll. Den Film empfahl sie mir, kurz nachdem ich mit "meinem" Lui auseinander war. Die ganze Geschichte hatte mich ziemlich mitgenommen, auch wenn ich das hier ausnahmsweise mal nicht breitgetreten hatte. Ich habe mich ausnahmsweise mal im Real Life darüber aufgeregt und ausgekotzt und irgendwann - recht schnell sogar - ist alle Wut verpufft. Spielt aber auch keine Rolle mehr, schon gar nciht wenn man bedenkt, dass es viel schlimmere Gefühle gibt als Wut... Trauer und Enttäuschung z.B. damit kenn ich mich gut aus, noch immer. Egal... Der Film heißt:


Also bei "Die Hütte" denkt man sich ja erstmal noch nichts Dramatisches, könnte auch ein Horror-Film sein, aber dieser 'gläubige' Nachsatz schreckt sicher schon viele vom Schauen ab. Es geht in diesem Film aber nicht darum, dass man an irgendetwas glauben oder von irgendetwas überzeugt werden soll. Es geht hauptsächlich um das Arbeiten an sich selbst... und vor allem um Vergebung. In dem Film passiert einem Mann etwas Schreckliches und anschließend soll er dem "Schuldigen" verzeihen. Nicht um des Schuldigen willen, sondern ganz allein für sich selbst. Ich könnte jetzt noch einiges zum Thema "Verzeihen" sagen... z.B. dass viele sich bestimmt sicher sind, dass sie manches einfach nicht verzeihen können, dass es letztlich aber immer ein Wollen ist und kein Können um das es geht... Aber ich glaube dieses Thema bietet so viel Diskussions-Stoff, dass ich mich dem in einem weiteren Post widmen werde.
Der Mann um den es geht, verbringt dann, um zu verzeihen, zu lernen und an sich selbst zu arbeiten ein Wochenende mit Gott. Und aus diesem Wochenende habe ich viele Zitate mitgeschrieben, die mir zu denken gegeben haben. Zitat eins: "Liebe ist dazu bestimmt in einer Beziehung lebendig zu sein." Natürlich sollte Liebe in einer Beziehung lebendig sein, aber wie definieren wir "lebendig"? Wann ist man selbst lebendig und wann ist es eine Beziehung? Ich selbst fühle mich eigentlich nur so richtig (bewusst) lebendig wenn ich draußen bin. Mit der Nase im Wind, bei meist gutem Wetter und wenn alles andere passt. Auch meine Beziehung. Aber wann ist sie es selbst? Ist meine Beziehung lebendig, wenn man sich ständig sagt, dass man sich liebt? Oder wenn man viel zusammen unternimmt? Oder wenn man viel miteinander schäft? Ich denke die Maßstäbe dafür setzt jeder selbst. Hier möchte ich gern auf die "Sprache der Liebe" verweisen. Im Allgemeinen gibt es dafür fünf verschiedene. Ich stell sie kurz vor:

Typ 1: Worte von Anerkennung und Liebe
Menschen, die diese Sprache sprechen, sagen sich auch oft "Ich liebe Dich", also definitiv nicht meine Sprache.

Typ 2: Zweisamkeit
Für diese Gruppe ist "Quality-Time" alles. Je mehr man zusammen unternimmt, je mehr Erinnerungen schafft man sich - gemeinsam.
 
Typ 3: Geschenkde, die von Herzen kommen
Sich zu beschenken hat in diesem Fall nichts mit "Umgarnt werden" oder Materialismus zu tun. Es sind Kleinigkeiten, die dem anderen einfach zeigen, dass man an ihn gedacht hat.
 
Typ 4: Hilfsbereitschaft
Liebende, deren Ding die Hilfsbereitschaft ist, bieten sie auch so oft es geht an. Auch hier geht es um Kleinigkeiten, wie den Müll raus zu bringen. Man tut dies aus reiner Liebe um dem anderen etwas abzunehmen, nicht wie selbstverständlich als Diener.
 
Typ 5: Zärtlichkeit
Ganz typisch, die, die sich ständig und überall anfassen und abknutschen müssen.


Wann ist meine Beziehung nun lebendig?! Ich selbst bin jemand vom Typ zwei. Ich brauche viel Zeit mit meinem Liebsten zusammen. Und dabei geht es nicht immer um große Dinge, die man unternehmen muss, es reicht auch die Lieblingsserie am WE durch-zu-suchten. Sicher ist es auch schön einmal im Monat was Cooles, Neues gemeinsam zu unternehmen, es ist aber kein Muss. Noch dazu fotografiere ich, denn ich habe meine Erinnerungen gern auch greifbar und nicht nur in meinem Kopf. Ich bin jemand der noch Fotoalben besitzt, beklebt und mit witzigen bunten Icons und Sprüchen handbemalt. Ich mag es haptisch... Wenn mein Liebster aber nun eine andere Sprache spricht... macht das meine Beziehung dann weniger lebendig? Ist sie dann zum Sterben verurteilt, weil wir uns missverstehen werden, früher oder später?! Ich denke nicht. Allein schon die Tatsache, dass ich von den verschiedenen Sprachen weiß und worauf ich achten muss, um die Liebe des anderen überhaupt zu erkennen, lässt mich auf einer sichereren Seite stehen als all jene, die sich mit der Sprache der Liebe noch nie befasst haben.
Für manche von Euch, die das hier lesen, ist es vielleicht schon zu spät, weil sie die Liebe aneinander vorbei kommuniziert haben. Und... "Liebe hinterlässt immer Spuren."
Ich für meinen Teil hing lange lange an diesem Satz, allein schon weil ich weiß, dass er stimmt. Es ist völlig egal wie eine Liebes-Beziehung auseinander ging, ob im Guten (wie oft mag das wirklich klappen?!^^) oder im Bösen, man nimmt immer etwas mit. Ich selbst, habe mir nach jeder Beziehung ein Tattoo stechen lassen (bis auf das letzte Mal^^), mit Dingen, die mich daran erinnern wer ich bin, was mich ausmacht und mir meine Werte vor Augen halten. Tattoos, die mir immer wieder in Erinnerung rufen, was ich aus meinen Beziehungen mitgenommen habe. Werte. Sei es dass man niemals aufgeben darf, oder dass Respekt und respektvoller Umgang miteinander viel mehr Bedeutung hat als "Ich liebe Dich" zu sagen. Ich war immer ein Mensch, der keine Eifersucht und kein Misstrauen kannte, weil Liebe und Eifersucht sich gegenseitig ausschließen. Jetzt werden sicher einige aufspringen und mit dem total bescheuerten Kommentar kommen, dass ein bisschen Eifersucht ja völlig okay sei, weil einem das zeigt dass bzw. wie sehr der Partner einen liebt... BULLSHIT! sag ich Euch! Eifersucht heißt, man misstraut dem anderen - auch wenn es nur ein wenig ist. Man macht sich doch auf gut deutsch gesagt Sorgen, dass der andere einen bescheißt.
Aber Lieben und besorgt sein können nicht denselben Raum einnehmen. Es sind zwei völlig (!) inkompatible Frequenzen. Fürsorge entspricht der Liebe, Besorgtheit ist Mangel an Vertrauen. So einfach ist das. Und weil Liebe Spuren hinterlässt, hab auch ich jetzt welche, die ich selbst wahrnehmen kann. Ich weiß zwar immer noch nicht was Eifersucht ist, auch wenn ich manchmal Scherze damit/darüber mache, aber ich kenne das Gefühl von Misstrauen. Mir wäre es lieber, ich würde es nicht kennen, aber seit 2018 ist es mir doch vertrauter als ich es gern möchte. Es gibt Tage die sind schlechter als andere, aber ich denke es wird auch wieder besser. Vielleicht ist es eines schönen Tages wie früher. Spuren lassen sich immerhin verwischen.. Ich hoffe, das ist bei allen gleich.
Dass ich misstrauisch bin, weil jemand anderes etwas in mir kaputt gemacht oder sagen wir "seelisch beschädigt" hat, kann mein Partner aber nicht riechen, sehen oder erahnen. Ich kann es ihm nur sagen. Kommunikation und so. Wer redet, dem kann zwar geholfen weden, Worte sind dazu allerdings nicht immer nötig. Ich kann z.B. eh nur ziemlich schlecht verstecken, wenn etwas ist. Ich kann mich zwar so geben als wäre alles okay, aber mein Körper macht da meist nicht mit. Man sieht es in meinen Augen, wenn etwas nicht stimmt - und darum muss ich nichts sagen. Aber: "Wie soll man etwas reparieren, wenn man nicht weiß, dass es kaputt ist?!" Diese Frage hab ich eigentlich mit dem Gedanken an mich selbst aufgeschrieben. Wenn ich selbst nicht weiß, dass etwas in mir abhanden gekommen oder eben kaputt gegangen ist, wie soll ich es dann finden oder gar reparieren?! Ich bin der Meinung ich selbst weiß ganz genau was mir fehlt (weil es kaputt gegangen ist)... aber das heißt dennoch nicht, dass ich auch nur eine Idee habe, wie ich es reparieren kann. Und jetzt beim Schreiben, nach der Aufzählung der 5 Sprachen der Liebe, fällt mir auf: Wie soll es der Partner erst reparieren können? Was wenn die Sprache meines Partners die Hilfsbereitschaft ist? Wie soll er mir helfen, wenn er nicht weiß, dass bzw. was nicht stimmt?! Und selbst wenn ich ihm sage was nicht stimmt... wenn ich ihm sage, dass mein Vertrauensverhältnis so dermaßen gelitten hat, dass ich auch ihm (wenn auch ohne jeden Anlass, also völlig grundlos) misstraue... Was soll er so ganz unverschuldet daran ändern? Er kann sich für nichts entschuldigen, was jemand anders getan hat. Er kann mir nicht beweisen dass er alles anders macht bzw. mir nicht dasselbe antun wird...  Er genießt einen Vetrauensvorschuss - wie jeder Partner - aber er ist anders als normal viel kleiner als gewöhnlich. Geradezu winzig... Und das ist nicht zu ändern. ich wüsste jedenfalls nicht wie.

***

Und dann ist mir noch eine Sache, fern ab von den ganzen Zitaten, die ich aufgeschrieben habe, aufgefallen. Die Momente in denen man verletzt wird... die haben einen entscheidenen Unterschied! Man erfährt sie entweder MIT oder OHNE Deckung.
Es gibt Augenblicke, in denen man eine Frage stellt, eine für einen selbst fundamental wichtig ist und man hofft auf eine bestimmte Antwort, vielleicht nicht mal weil sie zu 100% der Wahrheit entspricht, aber allein schon weil es schlau vom Gegenüber wäre jetzt genau das zu sagen, was man gerade hören will. Ich meine hier nicht sowas wie dem anderen Rotz um die Backe zu schmieren... Aber wenn es um sowas hypothetisches geht wie beispielsweise "Eine Millionen oder ich?", dann wählt man natürlich nicht die Millionen. Sicher kann man darüber nachdenken, aber man weiß was die schlauere Antwort wäre... Und als mitdenkender Mensch sollte man diese auch geben, allein schon um den anderen (geliebten Menschen(!) - das sollten wir in keiner Sekunde vergessen, auch im Streit nicht!) nicht zu verletzen. Dennoch passiert es manchmal, weil man nicht mit- oder zuende gedacht hat. Diese Male, sind die Male OHNE Deckung. Der andere hat 2 Sek nicht nachgedacht und mit einem einzigen Satz bricht Deine Welt für 2Sek völlig auseinander... weil Du mit etwas völlig anderem gerechnet hast. Die Male MIT Deckung sind nicht weniger schlimm, aber sie fühlen sich weniger schlimm an, weil man darauf gefasst war. Dafür hängen sie einem länger nach - zumindest ist es bei mir so. Manche Sachen (OHNE Deckung) hauen Dich binnen Sekunden total aus dem Leben und es fühlt sich an als würde man für einen Augenblick ein bisschen sterben... und nachdem man darüber nachgedacht hat, findet man Ausflüchte und Erklärungen die es für einen selbst recht schnell besser machen. MIT Deckung trifft es einen nicht sofort mit dieser Härte, die einen scheinbar umbringen will... aber nach einigen Tagen, die man immer wieder darüber nachdenkt (ob man es will oder nicht) wird es schlimmer und schlimmer und schlimmer... Und ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wie man da wieder rauskommt.
Das ist der Punkt an dem ich derzeit hänge. Ich selbst bin ausnahmweise (zumindest bin ich überzeugt davon, dass es diesmal so ist - das erste Mal in meinem Leben!) nicht diejenige, die die Lösung heranschaffen muss. Zum ersten Mal in meinem Leben gibt es eine Sache in meinem Leben, die mich getroffen hat, von der ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll... Es ist allerdings auch das erste Mal, dass es nicht so schlimm ist, dass ich mich nicht davon ablenken könnte. Sehen wir es also positiv (sprach die alte Pessimistin!).^^

***

Eines aber bleibt. Kommunikation. "Die Wahrheit befreit - jeden." Und auch, wenn man in Euch lesen kann wie (in mir^^) in einem Buch, manchmal schadt es nicht den Mund aufzumachen. Ich weiß, ich hab immer gesagt ich bin für reden, aber manchmal... fehlen auch mir einfach die Worte, bzw. die Kraft für das nötige Gespräch. Wenn man erst einmal einen Leer-Läufer hatte, nachdem man ein Gespräch angefangen hat, von dem man genau wusste wie es ausgeht (auch ohne sich zu streiten) und bei dem man genau die Antwort bekam, die man erwartet hat, dann muss das nicht gut gewesen sein. Manchmal erwartet man den Worst Case.. und bekommt ihn. Dann bin ich auch lieber für nicht reden. Solange dieser Fall nur theoretisch eintritt, kann man ihn noch von sich wegschieben und für irreal erklären - nicht schlau, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und manchmal muss man einfach Kraft tanken um mit Problemen umzugehen, bis jemand anderes einem bei der Lösung hilft, die man selbst nicht erreicht.

Zwei Sachen gibt es da noch auf die ich heute eingehen möchte, dann habt Ihr und ich es auch endlich geschafft. Träume & Zukunft.
"Träume sind wichtig. Sie können Fenster aufstoßen - und schlechte Luft raus lassen."
Tja... Träume und  Zukunft hängen für mich ziemlich eng zusammen. Jeder ertäumt sich schließlich eine Zukunft die für ihn selbst perfekt aussieht. Im Besten Fall :) Auch ich hab mir für mein neues Leben so einiges vorgestellt. Ich merke jetzt aber, dass das mit dem Träumen einfacher war, als es mit dem Erfüllen jetzt ist. Ich bin mir sicher, dass es vor allem an mir selbst liegt. Für die Erfüllung seiner Träume muss man halt arbeiten, hart arbeiten - wie immer und vor allem an sich selbst, nicht für andere. "Aber Zukunft ist eben auch nur eine Idee. Ein Schatten. Sie hat nicht so viel emotionale Zugkraft wie das, was direkt vor mir liegt." 
Und wenn nun aber direkt vor einem ein Probem liegt, bei dessen Bewältigung man auf fremde Hilfe angewiesen ist, obwohl man sich schon mehrere Jahre darauf eingeschossen hat alles alleine bewältigen zu müssen, dann ist es schwer sich noch eine schöne Zukunft vorzustellen. Dann sind Träume plötzlich wie bleierne Wolken, die über einen hängen und die man eigentlich nur noch loswerden will. Liebr gar keine Träume als solche... Aber ich weiß auch, dass man nicht nur einen Traum haben kann. Und wer weiß, wenn erstmal ein Fenster aufgestoßen ist, vielleicht kann die schlechte Luft dann wirklich abziehen und das was dann vor mir ist, gibt mir die nötige Kraft um alles andere wieder hinzubiegen.
Schwammig, schwammig heute gen Ende, aber ich hab auch n langen Tag hinter mir - nehmt's mir nicht krumm ;)

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